Als Hundemensch bist du sicher schonmal auf die farbenfrohen Halsbänder und Leinen aus Paracord aufmerksam geworden. Vielleicht konntest du bisher nicht zuordnen, was das überhaupt für ein Material ist. Und vielleicht liebäugelst du auch schon lange damit, die Garderobe deines Hundes mit einem dieser bunten Muster aufzupeppen. In beiden Fällen darfst du gern weiterlesen, denn es wird interessant. Eins nehmen wir schonmal vorweg: Die schönen Paracord-Halsbänder kann man in der Regel nicht im klassischen Tierbedarf kaufen. Denn sie sind bis auf ganz wenige Ausnahmen handgemacht. Das erklärt auch den Preis, solltest du sie auf einem Weihnachtsmarkt oder einer Heimtiermesse mal zum Verkauf angeboten sehen. Je nach Komplexität des Musters kann du locker 50 EUR und mehr für ein Halsband ausgeben. Häufig werden die schönen Muster auch noch mit Accessoires geschmückt, was sich ebenfalls im Preis niederschlägt.
Was genau Paracord eigentlich ist, wird deutlich, wenn man den korrekten Namen, nämlich “Parachute Cord” aus dem Amerikanischen übersetzt: Es handelt sich um ein Fallschirmseil. Und das erklärt auch schon, warum es sich perfekt für Hundeleinen und -halsbänder eignet, denn ein Fallschirmseil muss sehr stabil sein und auch bei ruckartiger Beanspruchung viele Kilos aushalten.
Paracord, auch 550er Cord genannt, ist ein leichtes, dünnes Seil aus Nylon, welches aus Kern und Mantel besteht.
Im zweiten Weltkrieg fand Paracord erstmalig seinen Einsatz in der US-Army und wurde dort vor allem bei den Fallschirmjägern benutzt. Diese setzten das Seil natürlich vielseitig ein. So wird es auch heute noch von der Army als Allzweck-Leine benutzt. Unter anderem diente es 1997 bei der Mission des Space Shuttles STS-82, um ein großes Weltraumteleskop zu reparieren. Aktuell wird das Material gerne im Outdoor-Survival-Bereich verwendet. Im so genannten Bushcrafting, einer Überlebenstechnik in der Natur, dient Paracord auch heute noch als Allrounder. Vielleicht hast du es auch schon einmal beim Klettern oder Segeln in den Händen gehalten.
Das “echte” Paracord gibt es ausschließlich aus Nylon. Dabei besteht die Ummantelung aus vielen, stramm verflochtenen Fäden, aus denen sich eine gleichmäßige, fast glatte Oberfläche ergibt. Genauso besteht der Kern, den man auch “Seele” nennt, aus vielen Fäden, welche die Ummantelung ausfüllen. Nylon ist dehnbar und darf nur bis 30°C gewaschen werden. Das solltest du nicht vergessen, denn das Material kann bei höheren Temperaturen schmelzen. Weil es sich um “Plastik” handelt, bekommst du Sand und Schmutz aber auch bei niedrigen Temperaturen sehr gut ausgewaschen.
Paracord gibt es in verschiedenen Ausführungen. Diese werden unterteilt nach ihrer “Mindestbruchlast”: Diese gibt in englischen Pfund an, ab welcher Belastung das Seil reißen kann. Am häufigsten wird “Typ 3”, auch “550er” genannt, verwendet. Dieses Cord hat eine Mindestbruchlast von 550 britischen Pfund. Das britische Pfund entspricht 453,59 Gramm. Umgerechnet bedeutet das, dass ein Strang Typ 3 bzw. Cord 550 eine Beanspruchung von 249 kg aushält. Wenn dein Halsband aus mehreren Strängen besteht, kannst du von einer noch höheren Stabilität ausgehen. Hinzu kommt, dass du das Material um ca. 30% dehnen kannst – d.h., es ist aufgrund seiner Beschaffenheit reißfest. Die dünneren Ausführungen von Paracord sind ebenfalls sehr stabil. Aber: Je dünner das Cord, desto weniger Bruchlast, und umgekehrt bedeutet je dicker, desto mehr.
Beim Herstellen von Leinen und Halsbändern solltest du beachten, dass auch deine Beschläge dem Gewicht deines Hundes gewachsen sind und ebenfalls eine hohe Bruchlast aufweisen. Es bringt dir nämlich gar nichts, wenn zwar dein Halsband selber nicht reißt, der Karabiner aber zerbricht. Also achte bei der Auswahl auf hervorragende Qualität und wähle deine Händler danach aus, wo du die verlässlichsten Informationen dazu bekommst.
Mittlerweile ist Paracord in mehreren hundert verschiedenen Farben und Mustern erhältlich. Das macht es für die individuellen Wünsche so attraktiv.
Was gut ist, wird gern kopiert oder in ähnlicher Weise nachgeahmt. Und so ist es kein Wunder, dass der Markt in Fernost hier eine vielversprechendes Geschäft für sich entdeckt hat: China bringt ein äußerlich vergleichbares Band auf den Markt, allerdings aus Polyester. Dieses wird im Handel “Polycord”, “Polyester-Cord” oder vereinfacht “Chinacord” genannt. Hier ist Vorsicht geboten: Das Cord aus Fernost sieht dem Original wirklich zum Verwechseln ähnlich, und auch die Seilstärke ist identisch – die Qualität kann damit allerdings nicht mithalten!
Den Unterschied zum echten Nylon-Paracord fühlst du deutlich: Polycord ist glatter und fühlt sich mehr nach “Plastik” an. Beim verwendeten Material handelt es sich um recyceltes Polyester. Durch die Wiederverarbeitung kommt es an die Reißfestigkeit vom amerikanischen Fallschirmseil nicht ansatzweise heran. Du siehst: Für unseren Zweck, dem Herstellen von stabilem Hundezubehör, ist das chinesische Cord nicht ohne Einschränkungen zu empfehlen. Wenn du aber schon erste Erfahrungen mit dem Knüpfen von Halsbändern und Leinen gemacht hast und gerne dein Zubehör mit besonderen Effekten herstellen möchtest, z.B. Leuchten im Dunkeln oder ein Halsband in Regenbogenfarben, spricht nichts dagegen, Polycord mit dem amerikanischen Original zu kombinieren.
Wichtig ist auch noch zu beachten, dass das chinesische Cord von Hand eingefärbt wird. Das hat zur Folge, dass Farbe und Intensität sich mit jeder Charge unterscheiden können.
Du hast ja schon gelesen, dass die ursprüngliche Verwendung des Cords auf Fallschirmeinsätze zurück geht. Bis heute haben auch alle anderen Einheiten des US-Militärs das beliebte Seil im Einsatz und nutzen es auf unterschiedlichste Weise. Denn es ist überall nützlich, wo in irgendeiner Form Seile bzw. “Tauwerk” gebraucht werden:
Was Ausrüstung und Gegenstände gut befestigt, kann natürlich auch für den Eigengebrauch zweckentfremdet werden. Und so waren es zuallererst die Soldaten der US-Armee, die das Cord auch an sich selbst trugen: Mit drei gleichlangen Fäden in zwei Farben waren schnell Armbänder mit einem einfachen Muster geflochten. (Das typische Muster nennt sich “Cobra“, und du hast es sicher schon einmal gesehen.) Diese wurden oft an der Tarn-Uniform an einem bestimmten Knopf befestigt und getragen. Beim Militär wurden vornehmlich die Farben “Camouflage Green 483” oder die natürlich helle Farbe des Nylons verwendet. Die US-Soldaten fingen an, sich mit ihren Armbändern zu identifizieren. Und so war es eine Frage der Zeit, bis die Idee auf die normale Bevölkerung überschwappte. Schon nach dem zweiten Weltkrieg kam Paracord als Ausschuss des Militärs auf den kommerziellen Markt. Ab diesem Moment verbreitete sich seine Beliebtheit, und das Material kam wie so viele andere Trends aus den Staaten auch zu uns nach Europa rüber.
Es entstanden verschiedene, simple und auch kompliziertere Knüpftechniken und Muster. Heute findest du jede Menge Anleitungen im Internet, sodass auch die breite Masse jederzeit Zugang zum ehemaligen Militär-Geheimtipp hat. Wir verlinken dir hier die wohl bekannteste Quelle für Knüpfanleitungen.
Was beim Menschen schön aussieht, funktioniert nicht immer auch am Hund. Im Fall von Paracord können wir uns die guten Eigenschaften des Materials aber durchaus zunutze machen. Damit erhalten wir nicht nur individuelles, sondern auch sehr stabiles Zubehör.
Das ist enorm wichtig, denn wenn dein Hund plötzlich entscheidet, einem Kaninchen hinterher zu sprinten, müssen Leine und Halsband schnell mal mehrere Hundert Kilo aushalten.
Clicker.ch hat die Kraft von Hunden am Ende der Leine folgendermaßen berechnet: Ein Hund mit 20 kg Körpergewicht bewirkt eine Zugkraft von 56 kg, wenn er mit 10 km/h (“Trab”) ins Ende der Leine läuft. Im “Galopp” sind es schon 110 kg und im Dauerzug immerhin 39 kg. Bei einem Labrador kann die Zugkraft im Galopp schon bei ungefähr 200 kg liegen.
Was die Individualität angeht, sind nicht nur verschiedene Farben und gemusterte Ausführungen des Cords verfügbar. Je nach Größe und Gewicht deines Hundes kannst du dich auch zwischen verschiedenen Materialstärken (Typ 1, 2 und 3) entscheiden. Nicht nur muss bei einem großen Hund das Cord mehr Gewicht tragen, für einen kleinen Yorkshire Terrier wäre das grobe 550er Cord (= Typ 3) eher nicht zu empfehlen. Je nach Knüpfmuster würde ein Halsband zu breit/schwer und den Hund bei der Beweglichkeit einschränken. Hier empfiehlt sich Typ 1 oder Typ 2, was das Knüpfen allerdings etwas mühevoller macht – denn die einzelnen Stränge sind deutlich dünner. Eine Leine aus Paracord Typ 3 kann für kleinere Hunde schnell auch zu schwer werden.
Halsbänder aus Paracord sind die Königsdisziplin. Hier gibt es die vielfältigste Materialauswahl und ganz unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Du hast sprichwörtlich die Qual der Wahl, vor allem dann, wenn du dich schwertust mit Entscheidungen. Das ist der Grund, warum wir in unserer Paracord-Werktstatt eine Vorauswahl (sowohl für das Muster, als auch für die Farben) treffen. Das mag auf den ersten Blick für dich “mager” wirken, hat aber durchaus seinen Sinn: Du kannst zuerst in Ruhe herausfinden, ob sich das neue Hobby nach unserem Workshop mit ausführlicher Anleitung für dich richtig anfühlt. Danach hast du noch jede Menge Zeit, die schillernde, bunte Welt der Farben, Muster, Beschläge und Accessoires für dich zu entdecken. Wenn Paracord das richtige Hobby für dich ist, wirst du garantiert für dich und deinen Hund die tollsten und einzigartigsten Schmuckstücke herstellen.
Weil sie perfekt und auch nur zu euch passen!
Schon bei den Führleinen ist deiner Kreativität keine Grenze gesetzt.
Zuallererst entscheidest du, wie lang deine Leine werden soll – und ob du sie ggf. verstellen möchtest. Dann hast du die Möglichkeit, zusätzliche Ringe und Karabiner einzuarbeiten. Außerdem gibt es verschiedene Muster, die du flechten kannst. Auf diese Weise kannst du eine Leine nach deinen praktischen Vorlieben anfertigen. Durchschnittlich werden pro Leine 6-8 Paracord-Stränge benutzt. Ensprechend hat sie eine Bruchlast von bis zu 2.000 kg. Du könntest also locker eine Großfamilie daran schaukeln lassen. 🙂
Neben der Auswahl des passenden Materials ist die korrekte Abmessung des Halsumfangs wichtig. Das passende Halsband für deinen Hund gleicht einem Maßanzug für Herren: Es sollte bequem sitzen, damit dein Hund sich darin rundum wohl- und keinesfalls eingeschränkt fühlt.
Du misst den Halsumfang deines Hundes genau da, wo das Halsband sitzen soll: Direkt am Hundehals. Das Maßband muss dabei eng anliegen, und es sollte kein Finger und auch schon gar keine Hand dazwischen passen. Wenn du kein Maßband zur Verfügung hast, kannst du einen Bindfaden o.ä. um den Hals deines Hundes legen und bei der benötigten Länge markieren. Lege den Faden danach so gerade wie möglich auf einen Tisch oder eine andere ebene Oberfläche. Miss’ nun die Länge bis zur Markierung mit einem Lineal oder einem Zollstock ab.
Nach der Abmessung des Halsumfangs wird ein Grundgerüst aus mehreren Strängen angelegt. Diese “Führung” gibt deinem künftigen Halsband eine gute Stabilität. Ähnlich wie beim Weben mit Webstuhl hilft hier ein Holzrahmen, der auch “Jig” genannt wird, die Führung zusammen zu halten. Nun kann auf dem Grundgerüst das Muster geknüpft werden. (Dieses suchst du natürlich aus, bevor du die Führung anlegst, denn du brauchst für die Muster unterschiedliche Materialmengen und mal mehr und mal weniger Farben.) Auf diversen Internetseiten finden sich unzählige Anleitungen für Knotentechniken, bei denen die tollsten Muster entstehen. Auch zum Materialverbrauch finden sich Berechnungstabellen, was auf Anfänger häufig sehr kompliziert wirkt. Swiss Paracord ist die bekannteste Adresse, wenn du stöbern möchtest.
Wenn du Lust hast, Paracord als neues Hobby für dich zu entdecken, empfehlen wir dir, einen unserer Workshops zu besuchen: Dort leiten wir dich Schritt für Schritt an, und du kannst auch ohne Vorkenntnisse ein fertiges Set mit nach Hause nehmen.
Schau auch gern nach unseren Workshops für Tau und Fettleder.