Strandspaziergänge und Pansen haben neben Spaß für den Hund noch etwas gemeinsam: Die Dosis macht das Gift. Jedenfalls, wenn es um Salzwasser oder Innereien “im Hund” geht.
Jetzt ist der Mensch nicht immer sofort zur Stelle, wenn der Vierbeiner irgendetwas Unverträgliches aufnimmt. Und manchmal passiert es auch aus anderen Gründen, dass Montezumas Rache zuschlägt. Ja, auch die lieben Caniden bekommen Durchfall. Und wie! Jeder Hundehalter hat diese leidvolle Erfahrung mindestens einmal durch. Welpen sind besonders empfindlich, und auch Allergikerhunde vertragen nicht alles, was der Durchschnittsfiffi genüsslich aus seinem Napf zieht.
Sieh’ es uns nach, dass wir an dieser Stelle nicht ausführlich auf gesunde Hundenahrung eingehen. Zumal es dazu mindestens genau so viele Meinungen wie Musikgeschmäcker gibt. Relativ unumstritten scheint aber die Annahme, dass Weizen im Futter die Darmgesundheit belastet. Allgemein für Getreide gilt: Je weniger, desto besser (und umso teurer das Futter)! Dagegen: Das Meiste, was für uns grauenvoll nach nacktem Tod stinkt, wird bestens vertragen. Allerdings, wie eingangs erwähnt, auch nur in Maßen. Zu viel Blättermagen, Pansen oder allgemein Innereien führen zu Stuhlveränderungen. Wem sich auch der Magen am Folgetag rumgedreht hat, nachdem der eigene Hund erstmalig Rinderkopfhaut verspeist hat, weiß, was gemeint ist. Der Kot verändert nicht nur die Farbe (z.B. schwarz), sondern auch die Konsistenz (breiig, Überbleibsel von unverdauten Haaren).
Die meisten schwören außerdem auf eins: Nicht zu oft und grundlos das Futter wechseln. Nach dem Motto “never change a running system”. Zu viel bringt das Verdauungssystem des Vierbeiners durcheinander. Hoher Fleischanteil, an das Aktivitätslevel angepasste Proteine und wenig Zusatzstoffe/Gewürze sind weitere, viel befolgte Grundüberzeugungen.
Wie gesagt, wir propagieren bewusst keinen bestimmten Ernährungsstil – ob BARF, Trocken- oder Nassfutter, das sollte jeder selbst entscheiden. Jede Meinung fußt auf individuellen Erfahrungswerten. Die Tatsache, dass sowohl der Hund meiner Oma mit täglicher “Kloß-mit-Soß”- oder auch gerne mal Gulasch-Befütterung überlebt hat und auch der Überlebenswille des Wolfes in freier Wildbahn sollen als Beweis dafür reichen, dass man es mit überzogener Ernährungsphilosophie auch übertreiben kann.
Halten wir fest: Jeder Zweibeiner geht seinen eigenen (Fütter-)Weg und bleibt diesem möglichst treu. Bis zum Tag X, an dem es so weit ist und man den bevorzugten Kack-Quadranten nicht schnell genug erreicht.
Das Gute: So prompt der Hund möglicherweise auf etwas Unverträgliches mit Durchfall reagiert, genauso schnell kann es wieder vorbei sein. Aber: Es muss nicht schnell vorbei sein. Das gilt es erst einmal abzuwarten. Bei meiner Hündin erlebe ich relativ häufig einmalige breiige Ausscheidungen und kann inzwischen sehr zielsicher die Zwischendurch-Leckerchen-Gabe meines Mannes davon ableiten. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Ein “echter Durchfall” unterscheidet sich deutlich. Zum Glück haben wir das erst zweimal erleben müssen. Davon einmal unter Antibiotikum-Gabe als Nebenwirkung und einmal wegen einer Infektion. Bei richtigem Durchfall ist Holland in Not! Wenn du einen Garten oder eine Terrasse hast, tust du gut daran, dich und den Hund erst einmal zu entstressen, indem du ihm für eine Weile freien Zugang zur Außenwelt gewährst. Vielleicht hat dein Vierbeiner Bauchgrummeln oder sogar Schmerzen, er muss nicht auch noch Anspannung empfinden, weil er seinen Schließmuskel nicht mehr zuverlässig bedienen kann. Wenn er stubenrein ist, gibt es für ihn nichts Schlimmeres, als dass “es” in der Wohnung passiert… Wer keinen Garten o.ä. zur Verfügung hat, muss wohl oder übel die möglichst unmittelbare Spazierrunde so weit ausdehnen, bis für den Moment “alles raus” ist.
In einer Kinderklinik machte Professor Ernst Moro 1908 eine Entdeckung: Er behandelte Kinder, nachdem etliche an schweren Durchfällen starben, mit einer Möhrensuppe. Die Sterberate sank. Erstaunlich, oder? Aber vor allem: Was steckt dahinter?
Wenn bestimmte Bakterien oder Viren den Darm besiedeln, setzen sie Giftstoffe frei. Die Darmflora ist angegriffen, es kommt zum Durchfall. Wird dann Antibiotikum verschrieben, verbessert sich zwar die Entzündung, aber die “guten Bakterien” werden ebenfalls abgetötet, und die Darmflora wird weiter geschwächt, sodass neuer Durchfall dazu kommen kann. Möhren werden seit Jahrzehnten bei Mensch und Tier gegen Darmunregelmäßigkeiten eingesetzt. Durch das lange Kochen werden bestimmte Stoffe freigesetzt, die verhindern, dass sich die Bakterien an der Darmwand festsetzen können. Stattdessen werden sie ausgeschieden, und eine Besserung tritt schon nach 1-2 Tagen ein.
Die Morosuppe ist also ein schonendes Mittel, mit dem du auf keinen Fall etwas falsch machst, wenn dein Vierbeiner von Darmbeschwerden geplagt wird. Ich habe es mehrfach ausprobiert (auch an mir selbst) – es funktioniert super!
Lasse 500 Gramm geschälte Möhren in 1 Liter Wasser mindestens 1,5 Stunden kochen. Im Anschluss püriere diese oder drücke sie durch ein Sieb. Nun fülle die Suppe mit abgekochtem Wasser wieder auf 1 Liter auf. Gib Salz (im besten Fall Meersalz, ohne Jod) dazu. Das war schon alles. Denjenigen Vierbeinern, für die Suppe ohne Fleisch eine Beleidigung ist, kann für den Biss etwas Hühnerfleisch mitgekocht werden. Alternativ koche Hühnchen separat und gib es später in kleinen Mengen der Suppe zu. Aus der Suppe werden drei- bis viermal am Tag kleine Portionen angeboten. Zeigt sich Besserung, kann zunächst über mehrere Tage Schonkost, z.B. gekochtes Huhn, begonnen und danach bei weiterer Verbesserung auch wieder normal gefüttert werden.
Manche ergänzen die Morosuppe um lange ausgekochten Reis. Hier gehen die Meinungen allerdings auseinander. Dass Reis entwässert, ist nicht neu. Manch Einer mag diese Eigenschaft nützlich finden, damit der Stuhl aufhört zu wässern. Andere wiederum kommen an dieser Stelle mit dem wohl berechtigten Einwand, dass das Entwässern nicht die Ursache beseitigt. Auch hier ist wohl wieder die eigene Haltung gefragt.
Am häufigsten begegnet uns der Durchfall beim Hund wie schon angesprochen als Unverträglichkeitsreaktion. Ich persönlich rühre deshalb unter die Karottensuppe (und auch einige Tage später noch ins normale Futter) eine Messerspitze Heilerde von Luvos. Sie enthält Mineralstoffe und Spurenelemente, bindet Fremdstoffe, Gifte, Nahrungsfette usw. und bringt in Verbindung mit der antibiotischen Suppe den Darm wieder ins Gleichgewicht.
Neben menschlichem Abfall beim Spaziergang gibt es auch Lebensmittel, die für Hunde ungeeignet oder sogar giftig sind. Diese sollten wir als Tierhalter kennen. Eine gute Übersicht über alles, was für uns okay, für das Tier aber tabu ist, findest du hier. Es kursieren außerdem zahlreiche, teilweise nett illustrierte Schaubildchen im Internet, die man sich ausdrucken und z.B. an den Kühlschrank hängen kann. Oder sogar selber basteln?
Wenn du den Übeltäter nicht eindeutig ausmachen kannst, solltest du nicht allzu lange fackeln. Das Gefühl der körperlichen Abgeschlagenheit vom Flüssigkeit- und Elektrolytehaushalt kennen wir von uns selber. Auch bei Hunden gilt – auch wenn es noch so widersprüchlich klingt: Viiiiiel trinken!
Durchfall sollte keinesfalls länger als drei Tage (bei Welpen nicht länger als einen Tag) hingenommen werden. Kommen andere Auffälligkeiten wie z.B. Teilnahmslosigkeit, Erbrechen, Fieber oder Blutbeimengungen hinzu, muss der Tierarzt auf Infektionen, Parasiten und Organerkrankungen untersuchen. Am besten nimmst du beim Aufsuchen der Praxis auch Kotproben der letzten Tage mit.
Wenn du oder dein Hund aktuell betroffen seid, wünschen wir eine schnelle gute Besserung!