Jagdtrieb

Jagdtrieb – und nun?

Mit 8 Monate entdeckte unser Golden Doodle Mädchen altersgemäß ihren Jagdtrieb. Das setzte uns als Halter plötzlich vor Probleme, die wir vorher nicht hatten… Weil wir unmittelbar nach Lillys Einreise mit dem Training in einer Hundeschule angefangen hatten, waren wir glücklicherweise darauf vorbereitet. Wir zumindest, dass sie bei den Spaziergängen nicht zwingend so menschenfixiert bleiben würde, wenn wir nicht konsequent mit ihr arbeiten. Und dass wir den natürlichen Jagdtrieb, allem hinterherzuhetzen, was sich bewegt, auf gar keinen Fall fördern dürften – wenn wir sie nicht jagdlich ausbilden wollen.

Kontrollierte Übungen und hündisches Spiel

Stattdessen führten wir kontrollierte Übungen durch, in denen wir bestimmten, wann Lilly einen Ball oder ein Apportierspielzeug suchen und bringen durfte. Anregungen und Links dazu findest du in unserem Beitrag zum Apportieren. Das moderate Vorgehen beinhaltet übrigens auch, dass die Herren der Schöpfung ihrerseits ebenfalls ihren natürlichen Instinkt unterdrücken sollten, nämlich genau den, alles, was man so Brauchbares auf dem Gassigang findet, möglichst weit von sich zu werfen und den Vierbeiner dazu aufzufordern, im Schweinsgalopp hinterherzuhechten. Auch haben wir gelernt, dass zu heftige Rauf- und Zerrspiele vor der Ausbildung des Jagdtriebs nicht unbedingt zu empfehlen sind. Zumindest dann nicht, wenn man unterbinden möchte, dass der liebe Hund das Totschütteln des Stoffknochens auf ein lahmes Kaninchen am Feldrand überträgt.

Für Halter, die ihren Hund jagdlich trainieren wollen, macht es durchaus Sinn, den Trieb zu fördern. Für uns muss Lilly aber bei einem Spaziergang durch die Natur verlässlich und kontrollierbar sein. Deshalb entschieden wir uns, das Jagdverhalten nicht zu fördern und beschränkten uns darauf, notfalls auf allen Vieren auf dem Boden kriechend, welpentypische Schubs- und Fangspiele zu spielen. Dabei sahen wir, nebenbei bemerkt, oft ganz schön albern aus. Lilly mochte diese Albernheiten aber sehr. Also blieben wir dabei – bis heute. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser “Hampeleien” ist, dass sie merklich fixierter auf uns ist und wir sie auf Spaziergängen deutlich besser abrufen können. Sie findet uns offensichtlich spannend. Ein tolles Video, wie man zwar albern, dafür aber “richtig hündisch” spielt, gibt es hier.

Wichtig: Keine Panik!

Irgendwann war es plötzlich soweit… Mein Mann und ich waren in unsere Bücher versunken, als wir auf einmal aufgeregtes Gepiepse und Geraschel auf der Terrasse hörten und sofort aufsprangen. Natürlich zu spät! Das Bild, das sich uns bot, war kein Schönes. Unser Hund hatte eine (vermutlich vorher schon lahme) Amsel gefangen und dokterte ungeschickt daran herum. Katzen sind ja die deutlich geschickteren Jäger, da hätte der Vogel keine Chance mehr gehabt. Mit Lilly als Gegner hatte er wenigstens noch eine Chance aufs Überleben.

Die Situation hatte uns kalt erwischt, und all das Gelernte war auf die Schnelle nicht abrufbar. Das lag mehr an uns als am Hund. Wir brüllten unkontrolliert Lillys Namen, die das wiederum als Aufforderung verstand, mit Vogel im Maul mit uns Fangen zu spielen. Zum Glück konnten wir sie relativ schnell packen und ihr die Amsel abnehmen. Danach setzten wir den Gottseidank nicht ernsthaft verletzten Vogel in einen sicheren Bereich im Garten, der Hund wurde ins Wohnzimmer verbannt. Was folgte, war jede Menge Frust und Ärger auf Lilly, was wir nur schwer unterdrücken konnten

Jagdtrieb durch Training kontrollieren

in blöder Einzelfall? Leider nicht. Lilly interessiert sich die erste Zeit danach beim Spaziergang zwischenzeitlich weniger für uns, dafür immer mehr für tote Tiere und Dinge, die sich plötzlich bewegten. Es war offensichtlich, dass sie dabei war, einen echten Jagdtrieb auszubilden: Sie setzte zunehmend ihre Spürnase ein und nahm auch auf größere Entfernung Fährte auf – sie lief richtige Schlangenlinien mit Nase auf dem Boden – bis sie das leblose Kaninchen oder eine Ratte gefunden hatte. Und von jetzt auf gleich hetzte sie hinter irgendwas her, das wir auf die Schnelle (und auf Entfernung) gar nicht identifizieren konnten. Zuerst fehlte uns die Selbstbeherrschung, stoische Ruhe zu bewahren und den Hund nicht panisch anzuschreien. Lilly musste schnell auf uns reagieren und ablassen, so viel war klar. Aber je lauter und aufgeregter wir würden, desto mehr würde sie unser Verhalten als Aufforderung verstehen, gemeinsam mit uns “auf Jagd” zu gehen. Auch den Ärger im Nachgang zur Situation würde sie falsch verstehen: Eine Bestrafung hinterher könnte sie nicht mehr richtig einordnen, weil sie diese nicht mehr mit dem Ereignis in Verbindung bringen würde.
Für uns bedeutet das intensives Auseinandersetzen mit Abbruchkommandos, Schleppleinentraining und Übungen, zuerst in ablenkungsfreier Umgebung, mit besonders spannenden Spielzeugen, die sie nicht nehmen durfte und sich stattdessen als Belohnung mit einem Stück Rinderlunge zufrieden geben musste. Harte Arbeit!
Warum Hunde überhaupt jagen, welche Rassen besonders betroffen sind und wie wir als Menschen damit umgehen können, wird hier verständlich erklärt.

Lass’ dich sich beraten

Nach einem längeren Gespräch mit unserer Trainerin entschieden wir uns dazu, die Übungen zuhause mit einem Giftköder-Training in der Hundeschule zu kombinieren. Diese Kombination hat uns super vorbereitet!

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