von Birgit Imhof
Meine Experimentierfreude, auf die ich als Freizeitexpertin in der Hundebranche angewiesen bin, hätte ich wohl nicht besser unter Beweis stellen können als mit meiner eigenen Geburt: Ich habe meine Mutter ordentlich auf die Probe gestellt, indem ich viel zu früh auf die Welt kam. Anscheinend war ich damals schon sehr neugierig. In einer Zeit, in der Welpen-Nasen noch in Pipi gestupst wurden und Hunde-Ernährung vornehmlich aus Resten vom Tisch bestand, konnte niemand ahnen, was aus mir einmal werden würde. Ich war immer schon vielseitig interessiert, und sehr zum Leidwesen meiner Mutter war mein Wissensdurst gleichzeitig viel zu schnell gestillt. Spielzeug landete nach kürzester Zeit in der Ecke, und es musste andauernd etwas Neues her, damit ich mich nicht langweilte. Heute weiß ich, dass mein Unvermögen, mich später für den einen, den richtigen Beruf zu entscheiden, auf meine Scanner-Persönlichkeit zurückgeht. Und dass das keineswegs eine Schwäche, sondern eine besondere Begabung ist.
Es folgen die Stationen meines Lebens, wie ich von einer flatterhaften Träumerin zur Freizeitexpertin für die Hundebranche wurde. Das Träumen habe ich bis heute zum Glück nicht verlernt!
Vom Fernsehen inspiriert, entdecke ich meinen unbändigen Abenteuerdurst. Meine Traum-Fortbewegungsmittel sind ein Floß und ein fliegendes Bett. Liebste Reiseziele: Taka-Tuka-Land und der Mississippi. Wenn mir alles zu viel wird, träume ich mich weg… Und auch im Erwachsenenalter lassen mich Aussteigertypen wie Huck Finn und Pippi Langstrumpf nicht los. Wenn es dir so geht wie mir, dann schau dir unbedingt den Film “Into The Wild” an. Du wirst es lieben!
Wow. Das sitzt tief. Heute noch. Glücklicherweise hat sich das nie in einen eigenen Glaubenssatz verwandelt. Es hat einfach nur verletzt, nicht verstanden zu werden. Meinen Ehrgeiz, “es aller Welt zu zeigen”, hat meine Lehrerin damit allerdings auch angestachelt. Und nein, das war kein Trick von ihr, mich zu motivieren. (Hat aber trotzdem geklappt!) Meine Benotung in der Zeit mit ihr war durchgehend grottig – davor und danach gab es keinerlei Probleme.
Du magst über die Kirche denken, was du meinst: In den 90ern war sie bei uns im Dorf das Beste, das uns Jugendlichen passieren konnte. Unser damaliger Pastor hatte ein super Händchen für das, was Jugendliche brauchen. Und seine beste Entscheidung war, die Jugendarbeit so weit es ging in die Hände von Jugendlichen zu legen. Nach meiner Konfirmation war ich ehrenamtlich dort tätig und habe die ersten Outdoor-Abenteuer und Spielekonzepte wie z.B. Geländespiele, Turnierabende und Nachtwanderungen für Kids geschrieben. Ich habe sogar eine Freizeit für Senioren begleitet. Den für sie organisierten Spieleabend “Herzblatt” in Anlehnung an die Fernsehsendung werde ich nie vergessen! Das alles hat mir so viel Spaß gemacht, dass es mir richtig schwer fiel, nach dem Abitur den Absprung zu finden, um studieren zu gehen…
Ich entführe meinen besten Freund an seinem 18. Geburtstag morgens an der Bushaltestelle. Das ist kein Witz: Wir haben ihm Handschellen angelegt und ihm einen Kartoffelsack über den Kopf gestülpt. Der Busfahrer hat nicht schlecht gestaunt, als er von einer Handvoll gut gelaunter Halbwüchsiger mit einer Wasserpistole “bedroht” wurde. Die Eltern und Lehrer meines Freundes hatten wir vorher natürlich einbezogen – entstanden ist ein Fotoalbum voller einzigartiger Erinnerungen. An diesem Tag spürte ich sie so sehr, meine größte Leidenschaft: Wenn ich neue Sachen ausprobieren kann, bin ich ganz in meinem Element. Und das Schönste daran ist, andere Menschen damit glücklich zu machen.
An allen anderen Orten dieser Welt hätte ich mein Studium vermutlich hingeworfen. Es hat mich einfach gelangweilt, und mit meinen Kommilitonen konnte ich über weite Strecken nichts anfangen. Viel wichtiger: Ich ließ mich von der Musik- und Kulturlandschaft in den Bann ziehen. Wie sehr Veranstaltungen mein Ding sind, spürte ich in Bamberg das erste Mal so richtig, richtig tief. Ich durfte nach meinem Praktikum Workshops am Theater in Forchheim geben, und ich machte meine ersten Gehversuche als Bookerin und Managerin einer lokalen Band. Außerdem schrieb ich erfolgreich für ein Hochschulmagazin und lernte die Programmiersprache HTML. Das passierte alles neben dem Studium – weil es mich erfüllte.
Studiert habe ich übrigens Diplom-Pädagogik. Wären meine Nebenfächer Kommunikationswissenschaft und Psychologie nicht gewesen, hätte ich vor Langeweile das Handtuch geworfen. Einziger Lichtblick: Die Musikpädagogik im Hauptstudium. Da konnte ich wenigstens etwas für mich mitnehmen und wurde richtig gefordert.
Ich war eine der Letzten in meinem Semester, die sich einen eigenen PC anschaffte – um dann die Erste zu sein, die unbedingt schnelles Internet “brauchte”. In dieser Zeit wurde nämlich das DSL erfunden. Für die Einrichtung durch einen Techniker hatte ich kein Geld. Also kämpfte ich mich durch einen Schaltplan, der 8m² meines Ein-Raum-Apartments locker einnahm. Und ich platzte vor stolz, als alle Lämpchen taten, was sie sollten. Mein Learning: Ich bin IT- und technikaffin, wow! Wie sehr ich das alles noch brauchen würde, ahnte ich damals noch nicht.
Diesmal ist mein Papa dran, und es ist sein Fünfzigster. Ich gehe total darin auf, verschollene Kontakte aufzustöbern, in seiner Biografie zu wühlen und die schönsten Momente wie Puzzleteile zusammenzuschieben. Es entsteht ein ganz persönlicher Spieleabend, bei dem jeder einzelne Gast seinen Star-Moment im Rampenlicht erlebt. Und zwar so, dass sich jeder wohlfühlt. Mein Vater “gewinnt” eine Städtetour nach Hamburg und ist überglücklich. Danach werde ich für weitere private Events als Planerin angefragt.
Ich werde gut bezahlt und lerne mit meinem damaligen Chef ein großes Führungsvorbild kennen. Denn er ist klar, strukturiert und fair. Von ihm lerne ich chirurgisches Arbeiten an “Problemen”: Fallkonstellationen im SGB können manchmal hochkomplex sein. Um Anatomie besser zu verstehen, muss man den Thorax eben mal aufgeschnitten haben. Ich fühle mich pudelwohl in meinem Job. Über die Zeit dort würde ich gern ein Buch schreiben. (Die Zeit davor, als Dozentin bei einem Bildungsträger, würde ich am liebsten aus dem Lebenslauf streichen – deshalb taucht sie hier nicht auf.)
Webseite dafür bauen? Auch, mit Joomla. Dabei gerät ein großer Stein ins Rollen: Alte Liebe rostet nicht! In den kommenden vier Jahren übernehme ich Booking-Aufträge für insgesamt 12 Underground-Bands. Bis in meine vollständige Betreuung (Management inklusive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Zusammenarbeit mit einem Indie-Label) hat es nur :NEW DAMAGE, eine Krefelder Metal-Band, geschafft. Ich fand es großartig, so viel dazu zu lernen. Leider sind Nachwuchsmusiker in den meisten Fällen arme Schlucker. Deshalb hätte ich für Fremde den Aufwand niemals aufbringen wollen. Wir arbeiteten und tourten insgesamt 9 Jahre zusammen, bis zur Auflösung der Band. Ich liebe ihre Musik heute noch.
“Ich habe keinen Bock, mehr zu arbeiten als nötig. Ich brauche viel Zeit für das Zeug, das mir Spaß macht.” Das saß. Mir sind schlagartig meine eigenen Schubladen bewusst geworden. Teilzeit, ohne Mutter zu sein – das geht?! Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal, dass es ein so genanntes “Teilzeit- und Befristungsgesetz” gibt. Und: Ich fand die Einstellung großartig – und mutig. Wohlgemerkt: Zum damaligen Zeitpunkt war das Mädel damit eine totale Exotin. In der Zwischenzeit hat sich in der gesellschaftlichen Akzeptanz und auch bei der praktischen Umsetzung auf dem Arbeitsmarkt glücklicherweise Einiges getan. Wenn auch noch lange nicht genug!
Tja, ich habe wirklich so lange gebraucht, mir den Wunsch nach mehr Ich-Sein zu erfüllen. Das musste reifen. Und es hat sich soooo gut angefühlt. Ich brachte nebenberuflich die Homepage eines guten Freundes und heutigen Unternehmer-Kollegen auf Vordermann und war voll in meinem Element. Er nannte mich seine “PR-Frau”. Ich schaffte mir das inzwischen zweite CMS-System, Contao, und den Bildbearbeitungsriesen Photoshop drauf. Ja, und das Schreiben fiel mir ohnehin leicht. Das alles ging “nebenher” ganz gut, weil meine Jungs die letzten Jahre hauptsächlich Studioarbeit machten. Das Touren fiel weitestgehend weg.
Mir machte der Job superviel Spaß, deshalb wollte ich auch weitere Aufträge annehmen. Gesagt, getan. Ich fuchste mich in das dritte CMS, WordPress, ein und baute meine eigene Homepage. Und die Aufträge kamen. Dann kam die Ernüchterung: Nicht alle Kunden haben den gleichen ästhetischen Anspruch wie ich – damit kann ich nicht gut leben. Schließlich ist es auch mein Name, der mit ihren Referenzen in Verbindung gebracht wird. Als HSP machen mir “Geschmackssachen” graue Haare und schlaflose Nächte. Blinke-Bildchen und Schlagschatten tun mir körperlich weh. Wessen Haupt-Ausdrucksmittel die Sprache ist, kennt dieses Gefühl vermutlich ebenfalls sehr genau. Ich nahm also immer weniger Aufträge an, für meinen inneren Frieden.
Der Hund stellt mein gesamtes Gedankengefüge auf den Kopf. Es gibt fortan kaum einen Moment, in dem ich mich nicht durch sie gespiegelt oder mindestens hochgradig hinterfragt fühle. Ich kann und darf mich nicht mehr verstecken. Da ist auf einmal so viel Verantwortung und so viel Liebe – ich möchte alles für uns Beide richtig machen. Schließlich sind Tiere nur zu Besuch, sie bleiben leider nicht für immer…
Ein Freizeitangebot einer Hundeschule löst in mir einen regelrechten Kreativitätsschub aus, der nicht zu bremsen ist. Wir hatten richtig Spaß – und ich mir fielen tausend Ideen dazu ein. Und ich fühle: Da ist er – der Moment, der alles zusammenbringt. Es entsteht eine Idee, die all das brauchen kann, was ich die ganzen Jahre an Nerd-Skills gesammelt habe. Bei den Hunden selbst reichte es bei mir allerdings nur für “gute Anwenderkenntnisse”. Eine Ausbildung zur Hundetrainerin würde mir genau so wenig entsprechen wie mein Pädagogik-Studium. Das muss auch anders gehen.
Weil ich kein Mensch für Halbgares bin und außerdem viel Respekt vor dem rechtlichen Nebel rund um die Hundebranche hatte (Hunde sind ja immer noch “Sachen”, die es aber immerhin zu einem eigenen “Sachen”-Schutzgesetz geschafft haben), blieb ich zurückhaltend. Und mir war nicht klar, ob meine Idee absurd oder genau so richtig war, wie sie sich in meinem Kopf anfühlte. Der langen Rede kurzer Sinn: Mit sechs ähnlich gepolten Menschen gründete ich als 1. Vorsitzende einen gemeinnützigen Verein – um zu schauen, was möglich ist. Ob die Welt eine Verwendung für einen “Erlebnisanbieter für Aktivitäten mit Hund” hat. Von Anfang an arbeiten wir eng mit Hundetrainern und anderen Fachexpertinnen zusammen.
Der Neusser DOGRUN zugunsten der Rettungshundestaffel und der VITA Assistenzhunde e.V. rennt bei der Läuferstadt Neuss offene Türen ein. Eigentlich wollten wir nur ein paar Runden auf einem Sportplatz drehen – aber das Sportamt meinte es (zu) gut mit uns. Sie genehmigten das Südparkgelände. Für einen frisch aus dem Ei geschlüpften Verein, der “nebenher” Outdoor-Erlebnisse, Erste Hilfe Kurse und DIY-Workshops durchführt, definitiv eine Nummer zu groß. Wir haben den Tag mit Bravour gemeistert – danach ist das Ehrenamtler-Team vor Überlastung in sich zusammengefallen.
Wir lassen das “e.V.” hinter uns und machen als gewerblicher Anbieter weiter. Der neue Look lässt uns erwachsen werden, und ein Buchungssystem hält uns den administrativen Rücken frei. Auch unser Team wächst immer mehr zu einem Spezialisten-Mix zusammen. So können wir sowohl unsere Dauerbrenner halten, als auch exotische Programme wie Maulkorbtouren und richtig anspruchsvolle Wanderungen auf die Beine stellen. Unser Einzugsgebiet umfasst inzwischen knapp 150km, in besonderen Fällen legen Kunden sogar über 250km zurück, um an unseren Aktivitäten teilzunehmen. Bei den Online-Angeboten kommen Buchungen aus Österreich, den Niederlanden und der Schweiz dazu. Man schätzt an uns, dass wir in der Branche auf Zusammenarbeit setzen – anstatt Konkurrenz aufzubauen. Es gibt bei uns nicht “die eine” Trainingsphilosophie. So wie auch nicht nur Eltern in Teilzeit arbeiten dürfen. Zu unseren wichtigsten Werten zählt Freiheit, und das umfasst auch die Freiheit anderer Meinungen.
Das, was ich tue und aufgebaut habe, ist meine große Leidenschaft. Aktuell bin ich in den letzten Zügen unserer Launch-Vorbereitung: Es wird Zeit, etwas von meinem breiten Wissens- und Erfahrungsspektrum abzugeben. Das mache ich zusammen mit tollen Fachexpertinnen an meiner Seite. Im Juli startet unsere Online-Ausbildung zum Hunde-Tourguide. Ich möchte Menschen ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen und auch beruflich bei sich anzukommen, wenn sie auf der Suche sind. Für Menschen mit Hund bedeutet das ganz oft, einen Job zu finden, in dem sie flexibel arbeiten und “irgendwas mit Hunden machen” können. Für diesen Lebenstraum habe ich meine persönliche Antwort gefunden.
Begib’ dich mit der Ausbildung zum Hunde-Tourguide auf eine Reise zu dir selbst: Mache deine Leidenschaft für Hunde und die Natur zu deinem neuen Beruf! In 8 Modulen plus Bonusmaterial lernst du in deinem eigenen Tempo alles, was du wissen musst, um dich als Guide für Hunde-Freizeitaktivitäten selbständig zu machen.