Kennst du das? Du startest gut gelaunt in den Tag, drehst arglos die morgendliche Pipirunde mit deinem angeleinten Hund – aber ist alles anders, du stehst kurz vorm Eskalieren? Ich sehe dich nicken und fragen: Wer kennt das nicht?!
Uns Hundebesitzer kann nichts mehr ärgern als andere unserer Sorte, die uns den (ohnehin schon nicht immer guten) Ruf zerstören. Durch unangenehme Hinterlassenschaften mitten auf dem Weg, Hundehalter, die ihre Hunde trotz Leine nicht im Griff haben oder aber diejenigen, die gar nicht erst eine für den Ernstfall dabei haben.
Heute war für uns auf ganzer Linie kein guter Tag. Die Hormone meiner Hündin machen derzeit Spaziergänge zum Spießrutenlauf: Natürlich macht es auch mir keinen Spaß, Lilly ausschließlich an der Leine zu führen. Ich bemühe mich also – eher städtisch wohnend – so gut es geht um antizyklische Uhrzeiten unserer Gassirunden. Und ich bevorzuge Stellen, an denen wir einsam vor uns hin spazieren können. Das geht natürlich morgens vor der Arbeit schlecht, weil der Zeitplan streng durchgetaktet ist. Da bleibt nur der Gang in den Park um die Ecke an der Schleppleine, und an den neuralgischen Punkten je nach “Verkehr” entscheiden, ob links- oder rechtsrum das geringere Übel unterwegs ist. So auch heute morgen. Während der Hund sich seinem Stuhlgang widmete, stand ich Schmiere, Sprunggelenke auf Anschlag bzw. jederzeit bereit, auf die Leine zu springen. (Man muss dazu sagen, dass hinter jedem 2. Busch ein kleiner Fußweg aus der Siedlung in den Park führt, deshalb ist es zur Zeit wirklich nötig, schnell zu reagieren. Die Siedlung grenzt direkt an einen riesiges, mehrgeschössiges Hochhaus. Alle Nase lang werden Hunde angeleint durch den Park geführt. Noch viel häufiger führen in unserer Wohngegend allerdings leider die Hunde ihre Halter. Wahrscheinlich ist das der wahre Grund für meine Verspanntheit bei den Morgenrunden.)
Ich schaffe es rechtzeitig, meinen Hund ranzuholen, als eine Frau mit einem Rudel von 6 Hunden, nach Größen sortiert wie die Orgelpfeifen, in unsere Richtung marschiert. Alle abgeleint. Nun… Unsere Schleppleine ist pink und damit nicht gerade unauffällig. Man kann sie nicht übersehen, selbst mit einer Sehschwäche ausgeprägten Grades nicht. Es sind noch schätzungsweise 20 Meter, als Lilly derbe anfängt zu zerren und zu winseln und ich nicht mehr machen kann, als sie körperlich zu begrenzen und in Richtung der Dame zu rufen, dass sie ihre Hunde bitte anleinen möge. Während sie sich nähert, zwischen 15 und 10 Metern vor mir, verwandelt sich ihr zunächst verständnisloser Blick in einen wütenden Gesichtsausdruck. Zwei mittelgroße Vertreter ihrer Begleiter fallen in den Trab und steuern geradewegs auf uns zu. Da Lilly glücklicherweise inzwischen klein bei gegeben hat und sich hinter mir hält, mache ich mich groß und brülle die beiden fremden Hunde an. Die Dame fragt mich, was das Theater soll, “ihre” (dieses Wort betont sie hochnäsig) würden ja nichts machen, ich soll mich nicht so anstellen, was laufe ich auch mit einer läufigen Hündin durch den Park!? Diese Diskussion wäre nicht fruchtbar, also spare ich sie mir.
Auch, als sie halbherzig ihre beiden aufdringlichen Hunde einsammelt, bleibe ich ruhig und marschiere schlecht gelaunt vor mich hin brummelnd nach Hause – um in unserem Vorgarten eine rieeeesige Hinterlassenschaft eines weiteren ignoranten Menschen mit seinem Hund vorzufinden. Mir ist nach Giftködern, Luftgewehren oder Handgranaten. Es ist doch wirklich bitter, dass ausgerechnet solche Menschen schuld am Naserümpfen der Anderen sind, die uns beim Spaziergang begegnen, wenn wir sechs- oder mehrbeinig unterwegs sind.
Jeder von uns war schon einmal in der Situation, die Kotbeutel im Auto oder sonstwo vergessen zu haben. Ein Taschentuch, Papierreste in den Hosentaschen, Stöckchen oder notfalls ein Passant können durchaus Abhilfe schaffen – und man kann einem Hund antrainieren, sich nicht überall zu lösen, wenigstens, was das große Geschäft angeht!
Nicht jeder ist mit Hunden aufgewachsen, und selbst dann ist nicht gesagt, dass man schon mit der Muttermilch alle Kapitel im Brockhaus für Hundehalter auswändig gelernt hat. Wir lernen alle jeden Tag dazu. Wer also (noch) nicht weiß, wann Anleinen sinnvoll ist oder was es bedeuten kann, wenn jemand seinen Hund nicht zu Artgenossen lassen möchte, findet hier ein paar Gründe, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Manchmal ist der Hund auch einfach “nur so” an der Leine, oder es herrscht Anleinpflicht.
Ein guter Rat ist, auch die eigenen Hunde angeleint zu führen oder sie zumindest “bei Fuß” zu führen, wenn sie dies zuverlässig machen.