Gastbeitrag von Lana Zimmermann
Du kennst das bestimmt: Es gibt Phasen, in denen es schwer fällt, alles unter einen Hut zu bekommen: Hund, Beruf, Partnerschaft, evtl. Kinder, Sport, Hobbies – die Liste der Anforderungen eines “modernen Lebens” ist lang. Wenn dann noch außergewöhnliche Umstände, wie Stress im Job oder eine Trennung dazukommen, dann gehst du öfter über deine Grenzen, als dir lieb ist.
Um Entlastung zu schaffen, fliegen die Zeit für dich und Pausen zum Durchatmen oft als Erstes aus deinem Terminkalender, dabei wären gerade diese Auszeiten in so anstrengenden Phasen besonders wichtig. Wir brauchen Momente der Entspannung und Erholung, um aufzutanken – einen klaren Blick und etwas Abstand zu schwierigen Situationen zu bekommen und um bei aller Belastung nicht auszubrennen. Achtsamkeit und Entspannungsübungen machen uns nämlich nachweislich belastbarer, fokussierter und stabiler.
Im Zusammenleben mit unseren Hunden bekommt dieses Thema nochmal eine ganz andere Relevanz. Über die so genannte Stimmungsübertragung kommunizieren Rudeltiere blitzschnell: Sie synchronisieren dabei ihr Verhalten zum Beispiel in Gefahrensituationen miteinander. Die Fähigkeit, Stimmung und Emotionen aufzunehmen und sich vom Gegenüber “anstecken zu lassen” funktioniert auch zwischen Mensch und Hund. Denn da bist du der Sozialpartner. Das ist bei einem gemeinsamen Hobby ein toller Nebeneffekt: Du hast Spaß, dein Hund hat Spaß – und alles läuft von ganz allein! In Situationen, in denen wir aber gestresst oder genervt sind, passiert das genaue Gegenteil: Dein Hund ist irgendwie nervöser, bellt schneller oder hat – genau wie du – ein kürzere Zündschnur.
Wir sollten also unsere Achtsamkeit schulen, denn sie hilft uns auch im Zusammenleben mit Hund.
Die gute Nachricht ist: Die Fähigkeit, sich zu entspannen, müssen weder Hund noch Mensch lernen, denn der Körper ist quasi von Natur aus darauf angelegt, in diesen Zustand zu gelangen. Es kann aber sein, dass bei viel Stress die Möglichkeit, diese Fähigkeit anzuwenden, verloren gegangen ist. Wie ein Muskel, der in deinem Arm angelegt ist, aber seine volle Leistungsfähigkeit erst entfaltet, wenn du ihn einsetzt und gezielt trainierst. Und genau so lässt sich andersrum auch Entspannung und Achtsamkeit trainieren. Hier solltest du kleinschrittig und mit einfachen Übungen beginnen. Genau so wie ein untrainierter Muskel nicht überfordert werden sollte (du fängst beim Krafttraining idealerweise mit kleinen Gewichten an), können Entspannungsübungen dich frustrieren, wenn du dir zu hohe Ziele setzt. Gleiches gilt übrigens für deinen Hund, vor allem dann, wenn er von sich aus eher der Typ “Zappelphilipp” ist. Fange also klein an und sei geduldig mit euch Beiden.
Hast du Lust, es direkt auszuprobieren? Dann folgt hier eine kleine Atemübung für dich. Bitte lies vorher die Anleitung bis zum Ende.
Wundere dich übrigens nicht, wenn du mit den Gedanken öfter abschweifst. Das ist ganz normal und bildet eigentlich den Kern der Übung. Sei geduldig und freundlich zu dir und kehre immer wieder zu deinem Atem zurück.
Für deinen Hund gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Entspannung zu unterstützen und zu mehr Gelassenheit beizutragen. Nasenarbeit (kleine Futtersuche oder andere Schnüffelaufgaben) beruhigen deinen Hund ganz von allein und machen dabei noch richtig Spaß. Dazu kannst du einfach eine Handvoll Futter auf den Boden streuen und deinen Hund anschließend suchen lassen. Solche kleinen Einheiten sind ein guter Einstieg nach aufregenden Situationen, weil sich dein Hund dabei noch bewegen kann und eher langsam runtergefahren wird.
Sanfte Streicheleinheiten sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Entspannung deines Hundes zu fördern. Hier solltest du aber darauf achten, dass der Körperkontakt für deinen Hund angenehm ist und er sich auch tatsächlich darauf einlassen kann. Das Hormon Oxytocin (auch „Kuschelhormon“ genannt) wird durch Berührung ausgeschüttet und fördert die Entspannungsreaktion im Körper deines Hundes. Wenn dein Hund auf der Seite liegt und der Kopf dabei abgelegt ist, ist das übrigens das beste Zeichen dafür, dass dein Hund so richtig relaxed ist.
Du kannst die Atemübung von oben mit Streicheleinheiten für deinen Hund kombinieren. Dazu solltest du die Atemübung vorher aber ein paar Mal allein gemacht haben, damit sie richtig “sitzt”. Und dein Hund sollte Streicheleinheiten gewohnt sein und diese genießen können.
Wenn diese Übung zu Hause gut funktioniert, kannst du sie auch auf einem Spaziergang ausprobieren – so hast du die Achtsamkeitsinsel für dich und deinen Hund immer dabei.
Am 20.09.2020 führen wir zusammen mit Lana einen Achtsamkeitsspaziergang, die “Achtsame Auszeit mit Hund” durch.