Die Antwort lautet eindeutig: Nein!
Aber was ist Treibball eigentlich? Treibball ist einfach erklärt ein Spiel, bei welchem das Treiben einer Schafherde simuliert werden soll, wenn gerade mal keine zur Hand ist – schließlich stehen die bei uns Mitteleuropäern in der Regel nicht unbedingt in jedem Garten herum.
Entwickelt wurde dieser Hundesport von Jan Nijboer, der sich mit artgerechter Beschäftigung für Hunde auseinandersetzt, um damit den natürlichen Jagd- und Hütetrieb für den Menschen kontrollierbar zu machen. Treibball ist also ursprünglich eine Beschäftigung für Hütehunde, um sie geistig und körperlich auszulasten: Die Kernelemente sind Kommunikation zwischen Mensch und Hund, Teamwork, Distanz- und Impulskontrolle.
Natürlich gibt es, sofern professionell betrieben, wie bei jeder anderen Wettkampf-Sportart auch beim Treibball feste Regeln, die festlegen, in welchem Spielfeld wie viele Bälle in welcher Art und welcher Geschwindigkeit in ein “Tor” – also zum “Schäfer” getrieben werden sollen: 8 große Bälle (je nach Größe des Hundes, für große Hunde z.B. Gymnastikbälle) liegen als Dreieck ausgelegt auf einem Spielfeld vor einem Tor. Die Spitze des Dreiecks zeigt vom Tor weg. Der Hund “schiebt” die “Schafe” (die Bälle also) mit Hilfe von Schnauze und seinem gesamten Körpers ins Tor und lernt dabei mit Kopf und Schulter zu lenken. Der Hundeführer muss je nach Wettkampfklasse im oder in der Nähe des Torraums bleiben. Dirigiert wird der Hund durch akustische Signale und Kommandos sowie Handgesten. Dabei ist alles erlaubt, was die Zusammenarbeit von Mensch und Hund unterstützt. Alle 8 Bälle werden schnellstmöglich je nach Turnierklasse hintereinander oder in numerischer Reihenfolge innerhalb einer vorgegebenen Spielzeit ins Tor getrieben werden. Ähnlich wie in der Fußballbundesliga gibt es auch im Treibball-Turniersport verschiedene Klassen. Es könnte sein, dass es schon bald tatsächlich auch eine Deutschland-Liga geben wird. Du hast schon ein bisschen Übung und interessierst dich für eine Turnierteilnahme? Hier kannst du die genauen Regeln nachlesen.
Auch in der Gartenvariante kann man tolle Trainingseffekte mit geringem finanziellem Aufwand erzielen und dabei seinem Hund gleichzeitig einen hohen Spaßfaktor bieten. Das gilt grundsätzlich sogar für jede Rasse.
Hüten, so hat mir mein erster Hundetrainer erklärt, ist abgebrochenes Jagdverhalten, nur ohne das von uns Menschen ungewollte Töten. Insbesondere auch deshalb ist Treibball eine tolle Möglichkeit, an besonders triebigen Hunden Impulskontrolle und vor allem Kommunikation auf Distanz zu trainieren! Wer wie ich einen jagdlich ambitionierten Hund führt, kennt die schönen Momente, in denen man einsam am Waldrand steht und sich den Sonnenuntergang… äh, darauf wartet, dass der ausgebüxte Jäger endlich wieder zurück kommt.
Schöner ist da tatsächlich, kontrolliert und vor allem gemeinsam einer Beschäftigung nachzugehen und damit einen zufriedenen Hund zu bekommen.
Vermutlich werden Hütehunde allerdings mit besonderem Spaß an die Sache gehen, wobei minimalistischere Hunde mäßiger begeistert sein können.
Weil man die Größe der Bälle vom Fußball bis zum Gymnastikball flexibel anpassen und den Hund dabei sein eigenes Tempo wählen lassen kann, passt Treibball tatsächlich zu allen Hundegrößen. Starten kann man bereits ab der 12. Woche. Auch körperlich beeinträchtigte Vierbeiner können damit, ihrer Kondition und den Möglichkeiten entsprechend, artgerecht ausgelastet werden.
Langweilig wird es sowieso nie. Es gibt sogar abgewandelte Fun-Versionen als „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Scrabble“.
“Wow, da bewegt sich etwas schnell – da muss ich hinterher!” Ist dein Hund auch so verrückt nach Bällen?
Ich erinnere mich an tolle Situationen in der Anfangszeit mit unserem Deutsch-Kurzhaar-Mädchen. Wie verrückt freuten wir uns auf den ersten Campingurlaub mit Hund. Leider hatten wir dabei nicht bedacht, dass Campingplätze blöderweise nicht nur Hundehalter, sondern insbesondere auch Familien mit Kindern anziehen. Und was machen Kinder besonders gerne? Besonders Jungs im Alter von zwei bis mindestens 55 Jahren? Genau – mal eben eine Runde Fußball zocken. Da ist es auch nicht schlimm, wenn der Wohnwagen in Treffweite steht – oder eben der Hund. Die Party kannst du dir vorstellen: Jeder Ball wird an der Hofleine mit Tanz und wildem Gebell begleitet. “Vielleicht halte ich auch mal ein Tor!”, dachte sich unser Hund. Vorbei also mit der Ruhe. Okay. Kinder abschalten und bitten, nicht mehr Ball zu spielen, geht wohl nicht. Sehr lästig, aber das war für uns eine neue Herausforderung für uns als Hundehalter.
Treibball ist für solche Fälle eine ideale Alternative: Hier geht es zwar darum, den Ball mit Körpereinsatz zu treiben, mehr als stupsen und schieben ist aber nicht erlaubt. Der Ball quittiert schnell, indem ihm “die Luft ausgeht”, wenn der Hund doch mal hinein beißt, das wird auf Dauer ziemlich teuer. Also besser von vornherein sauber arbeiten. Getrieben wird also nur auf Kommando, ohne Zähne oder Krallen, die Bälle sind im Besitz des Menschen. Der Hund muss jederzeit vom Ball abrufbar sein.
Einen Eindruck, wie toll es aussehen kann, wenn ein gut ausgebildeter “Treibballer” die „Ball-Schafe“ zu seinem Schäfer treibt, kannst du dir hier verschaffen.
Auch im Treibball geht nichts ohne gut sitzende Grundkommandos. Daher sind erst einmal Trockenübungen ohne Ball angesagt. Wer bereits Clicker-Erfahrung hat oder mit einem Marker-Wort arbeitet, wird es bei der Vermittlung der Grundkommandos recht einfach haben.
“Sitz” und “Platz” sollten sicher beherrscht werden. Distanzarbeit mithilfe eines Futterdummys sowie die Arbeit auf Distanz gehört ebenfalls zu einem sinnvollen Start. Du tust gut daran, zunächst den Bewegungsabbruch mit anschließendem “Sitz” und “Platz” auf Entfernung und Richtungs-Dirigieren mit deinem Hund zu trainieren.
Und ganz wichtig: Im Vordergrund steht der gemeinsame Spaß an der Arbeit, also – Belohnungen und Loben, was das Zeug hält!
Im Training kann jede Ballgröße verwendet werden. Der Einsatz von so genannten “Crazy Eggs” ist nur für Fortgeschrittene zu empfehlen – die herumeiernde Simulation von ausbüchsenden Schafen führt bei Anfängerhunden nur zur Verwirrung. Am Anfang ist es für den Hund schwierig genug, einen normalen Ball zu lenken.
Denk’ daran, dass das Training dir und deinem Hund Spaß machen soll! Dazu gehören unbedingt auch Pausen nach kleinen Lerneinheiten, bevor der Hund Ermüdungserscheinungen zeigt und sich nicht mehr konzentrieren kann. Jede Trainingsepisode sollte mit einem positiven Erfolg beendet werden.
Um die Treibball-Regeln von der Pieke auf zu lernen und typische Fehler zu vermeiden bzw. abzutrainieren, empfiehlt sich unbedingt ein Seminar oder mehrere Termine bei einem auf Treibball spezialisierten Hundetrainer.
Wir haben eine kleine Liste von Treibball-Trainern zusammen gestellt, die sich sicher auf einen Kontakt freuen!
Und wen das Fachliche weiter interessiert, kann hier einen aufschlussreichen Bericht lesen, der die Unterschiede zwischen dem Treibball-Spiel und der Treibarbeit an richtigen Schafherden ausgearbeitet hat.
Übrigens hat sich unser “Campingplatz-Problem” inzwischen erübrigt. Nein, wir haben die Kinder nicht verscheucht… Isa schaut inzwischen schon gar nicht mehr hin, macht während der Fußball-Session lieber ein Nickerchen – ohne Sicherung an der Hofleine!
In diesem Sinne – viel Spaß beim Üben!
Teamspiel Hund – Neuss
Hundefreunde Lengerich – Lengerich
Hotel Wolf – Oberammergau
Trainerliste von Treibball nach Anja Jakob
Trainerliste von Treibball nach Jan Nijboer in der Schweiz
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