Den ganzen Tag Gassigehen und dafür Geld bekommen? Klingt zu schön, um wahr zu sein! Aber ganz so romantisch, wie man sich die Arbeit als Gassiservice für Hund vorstellt, ist sie leider nicht. Es gehört eben mehr dazu, als „einfach nur Gassi zu gehen”. Was genau das ist und welche Voraussetzungen du als Mensch für diesen Job mitbringen solltest, erfährst du im Artikel.
In Europa ist der Beruf des Dogwalker noch eher unbekannt. Doch in den USA gehört er schon zum Alltag – vor allem in den Großstädten. Sicherlich hast du es auch schon in manch einem Kinofilm gesehen: Ein Mensch mit dutzend Hunden an der Leine läuft durch die hektischen Straßen von New York. Dabei wirken Mensch und Hunde wie ein eingespieltes Team, und unter den Vierbeiner sind so ziemlich alle Rassen vertreten. Tatsächlich trifft das die Realität in den USA sogar ziemlich gut. Doch in Europa oder speziell in Deutschland kann man sich solche Szenen noch nicht so wirklich vorstellen, oder?
Dabei gibt es hier auf jeden Fall genügend Hunde, Stand 2021 sind es ganze 10,3 Millionen im ganzen Land. Und nicht alle Besitzer*innen haben die Möglichkeit, ihrem Liebling jeden Tag den Auslauf zu geben, den er braucht. Oder die Arbeitsumstände haben sich geändert und Frauchen und/oder Herrchen müssen tagsüber für mehrere Stunden ins Büro. Die große Gassirunde am Mittag fällt daher erstmal aus. Genau hier kommen Dogwalker oder der sogenannte “Gassiservice” ins Spiel. Doch kann jeder Mensch diesen Beruf einfach so ausüben?
Mittlerweile werden sogar spezielle Ausbildungen für den Gassiservice für Hunde angeboten – diese sind aber keine Pflicht, um als solcher zu arbeiten. Sinnvoll kann so eine Ausbildung aber definitiv sein, denn dabei lernst du nicht nur die Basics der hündischen Kommunikation, sondern erhältst auch wertvolle Information über die Dynamik innerhalb einer Hundegruppe und worauf es zu achten gilt, wenn du mit mehreren Hunden gleichzeitig an der Leine unterwegs bist. Solltest du vorhaben, in Zukunft auch noch als Hundetrainer*in zu arbeiten, stellt die Ausbildung zudem eine gute Basis dar.
Mehrere Hunde gleichzeitig an der Leine zu führen ist zudem auf Dauer sehr anstrengend, denn je nachdem wie groß die Hunde sind, kommt da eine Menge an Gewicht zusammen, das von dir gehalten werden muss.
Es verlangt auch einiges an Organisation, um in diesem Bereich tätig zu sein: Du musst die Hunde pünktlich bei ihren Besitzer*innen abholen und nach dem Spaziergang auch wieder dort abliefern. Ein gutes Zeitmanagement ist also das A und O.
Ganz zu schweigen von starken Nerven, einer ordentlichen Portion Belastbarkeit und Stressresistenz. Vermutlich werden dir nämlich auf deinen Spaziergängen nicht nur wohlgesonnene Hundehalter*innen begegnen. Und deine Gassi-Hunde können auch mal einen schlechten Tag haben – da wäre es fatal, wenn du aufgrund dessen die Nerven verlieren würdest.
Außerdem musst du dir darüber im Klaren sein, mit vielen Hunden du gleichzeitig unterwegs sein möchtest. Traust du dir beispielsweise zu, mehr als fünf Hunde im Blick zu behalten? Und wie möchtest du die Hundegruppe gestalten: Soll es feste Gruppen geben – von den immergleichen Kund*innen – oder dürfen jederzeit Neulinge dazukommen? Darf jeder Hund mit dir mitgehen, oder muss er zumindest die Basis-Signale beherrschen und sollte sozial-verträglich sein? Wie sieht es mit Hunden aus, die aus bestimmten Gründen einen Maulkorb benötigen: Möchtest du diese auch betreuen?
Und könntest du auch ruhig und überlegt handeln, wenn es innerhalb der Hundegruppe zu einem Konflikt kommt und du die Vierbeiner trennen musst? Das alles sind Fragen, die du dir vorab stellen solltest. Denn sei dir bewusst, dass du der Anker der Gassi-Truppe sein musst … und noch einiges mehr.
Wer glaubt, dass man beim Gassiservice für Hunde einfach nur entspannt mit mehreren Hunden durch die Gegend läuft und dafür Geld bekommt, der irrt sich gewaltig. Natürlich wird das Gassigehen deine meiste Zeit in Anspruch nehmen, aber die Hunde möchten ja während den Spaziergängen auch beschäftigt werden. Vielleicht baust du kleine Trainingseinheiten ein oder spielst mit den Hunden. Das alles muss natürlich vorher organisiert und geplant werden.
Es werden auch nicht alle Hunde auf demselben Trainingsstand sein. Also wäre es hilfreich, wenn du dementsprechend unterschiedliche Übungen vorbereitest. Vermutlich wirst du auch dafür verantwortlich sein, die Hunde pünktlich bei ihren Menschen abzuholen und nach dem Spaziergang wieder bei ihnen abzuliefern. Dies funktioniert am besten, wenn du ein großes Auto hast – du fungierst quasi als Chauffeur*in für die Vierbeiner. Aber so ein Auto muss man sich auch erstmal leisten können. Was eine gute Überleitung zum letzten Punkt darstellt:
Wenn du zudem den Service anbieten möchtest, die Hunde deiner Kund*innen abzuholen und wiederzubringen, benötigst du wie bereits erwähnt ein (großes) Auto in einem verkehrstauglichen Zustand, mit dem du noch viiiiiele Kilometer fahren kannst. Denn beim täglichen Holen und Bringen fallen sehr viele Kilometer an, was natürlich mit (hohen) Benzinkosten verbunden ist. Transportboxen für die Hunde brauchst du unbedingt auch.
Zudem solltest du dich genau informieren, welche Versicherungen du zusätzlich benötigst, da du mit fremden Hunden unterwegs sein wirst und geklärt sein muss, wer im Schadensfall haftet.
Eine kleine Auswahl an Trainingsequipment, Hunde-Leckerli sowie wetterfeste Outdoor-Kleidung für deine Spaziergänge wäre auch von Vorteil. Allerdings fallen dafür keine Unsummen an. Ob du Geld für Marketingmaßnahmen, wie zum Beispiel Werbeanzeigen auf Instagram oder in der Tageszeitung ausgeben möchtest, bleibt dir überlassen. Gerade in der Anfangszeit kann das definitiv nicht schaden.
Im Vergleich zu anderen Hundeberufen halten sich die Ausgaben beim Gassiservice für Hunde (abgesehen von den Fahrzeug- und Spritkosten) einigermaßen in Grenzen – doch bei den Einnahmen sieht es leider ähnlich aus.
Sicherlich spielt es auch eine Rolle, in welcher Region du diesen Service anbieten möchtest. Generell kann man sagen, dass Gassiservice für Hunde in städtischen Regionen mehr gefragt sind als auf dem Dorf. Außerdem sollte es natürlich auch genügend Hunde an deinem Standort geben – bei Katzenliebhabern wirst du auf keinen grünen Zweig kommen.
Dein Verdienst wird auch davon abhängen, wie groß die Hundegruppen sind, mit denen du unterwegs sein wirst.
Hier können sich Abo-Modelle für Kund*innen lohnen, die ihre Hunde regelmäßig zu dir bringen. Dies hat auch den Vorteil, dass du besser planen kannst. Überlege dir auch, ob du zusätzlich zu den Gruppenspaziergängen auch Einzelrunden anbieten möchtest – welche du natürlich dementsprechend höher bepreisen könntest.
Schaut man sich mal auf dem Markt um, ergibt sich ein durchschnittlicher Preis von 35 EUR für eine Einzelrunde und 20 EUR für einen Gruppen-Spaziergang pro Hund. Als Beispielrechnung gehen wir einfach mal davon aus, dass du zwei Einzelrunden und vier Gruppen-Spaziergänge mit drei Hunden pro Wochen haben wirst. Gerade für die Anfangszeit, in der du noch nicht so bekannt bist und dir einen Kundenstamm erst noch aufbauen musst, ist das ein realistisches Pensum.
Bei der Beispielrechnung ergibt sich somit ein Monatsgehalt von 1240 € brutto. Davon werden noch Versicherungskosten, Benzin und vieles Anderes abgezogen. Am Ende des Tages bleibt dir – wohlwollend gerechnet – etwa die Hälfte zum Leben.
Sicherlich wird es auch Zeiten geben, in denen du mehr einnehmen wirst, aber genau so wird es auch Phasen geben, in denen deine Dienste nicht so gefragt sein werden.
Wenn du dauerhaft vom Gassiservice für Hunde leben möchtest, sollte dir klar sein: Dafür musst du viele Hunde aufnehmen. Das wiederum erfordert viel Zeit auf der Straße, um den Hol- und Bringservice sicherzustellen. Als Nebentätigkeit eignet sich der Job dafür super! Und er stellt auch einen guten Ausgleich dar, wenn du beispielsweise hauptberuflich in einem Büro arbeiten musst. Alternativ ist Dogwalking auch eine gute Ergänzung, wenn du bereits als Hundetrainer*in arbeitest oder eine Hundepension betreibst.
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